Einmal im Jahr ist es soweit: Ihre Vorgesetzten bitten Sie zum Mitarbeitergespräch. Leistungen werden bewertet, die Zielerreichung überprüft und neue Ziele festgelegt. Laut einer Umfrage des Markforschungsinstituts INNOFACT erwarten 60 Prozent der Angestellten Angebote und Ideen ihrer Vorgesetzten. Gleichzeitig bereiten sich nur 36 Prozent adäquat darauf vor, mit ihrem Chef zu sprechen. Dabei ist das Mitarbeitergespräch eines der wertvollsten Instrumente der Kommunikation, um sich auszutauschen. Lassen Sie diese Chance nicht ungenutzt!

Mitarbeitergespräch lohnt sich für beide Seiten

Richtig geführt, trägt das Mitarbeitergespräch zur Mitarbeiterbindung bei. Es fördert das Verständnis für die Belange des Unternehmens und vermittelt zugleich Anerkennung und Wertschätzung, wodurch die Zufriedenheit am Arbeitsplatz steigt. Der Dialog vereinfacht die Unternehmenssteuerung. Werden klare Ziele definiert, weiß der Angestellte genau, was von ihm erwartet wird – und er kann eigenständig arbeiten. Der Chef gewinnt durch erfolgreiches Delegieren Freiraum für andere Aufgaben.

Mitarbeitergespräche sind zudem ein wichtiges Instrument zur Bildung von Vertrauen zwischen Beschäftigtem und Vorgesetztem. Ein offener Dialog fördert die Kooperation und das gegenseitige Verständnis bei der Lösung von Problemen. Wer ein Vertrauensverhältnis schafft, verbessert den Informations- und Wissensaustausch.

Die richtige Vorbereitung

Bereiten Sie sich bestmöglich auf ihr Mitarbeitergespräch vor. Fragen Sie bei ihrem Chef schon im Vorfeld nach, um welchen Rahmen es sich handelt. Werden die Leistungen der letzten zwölf Monate besprochen? Geht es um ein ganz bestimmtes Projekt? Oder soll es vielmehr um die Ziele für das kommende Jahr gehen? Gut vorbereitet können Sie ganz anders argumentieren, wichtige Punkte sind präsenter. Wer zugewandt und offen in das Gespräch geht, erreicht oft viel mehr.

  1. Zählen Sie ihre Erfolge auf, belegen Sie diese mit Fakten und bleiben dabei immer sachlich. Es gilt, sich gut zu verkaufen und seine erreichten Ergebnisse des zurückliegenden Geschäftsjahres zu präsentieren. Selbstbeweihräucherung ist nicht angebracht. Wer die richtigen Argumente auf seiner Seite hat, tut sich auch leichter damit, aus Erfolgen die Forderung nach einem höheren Gehalt abzuleiten oder neue Aufgaben anzustreben.
  2. Im selben Maße sollten sie auch Fehler eingestehen und negative Leistungen benennen. Selbstreflexion und eine kritische Beurteilung der eigenen Leistung wirken professionell, und zeigen dem Vorgesetzten, dass Sie mit Misserfolgen umgehen können.
  3. Hohe Erwartungen und Enttäuschungen liegen beim Mitarbeitergespräch oft dicht beieinander. Stecken Sie sich deshalb im Vorfeld klare Ziele und notieren Sie Punkte, die Sie zur Sprache bringen möchten. Die INNOFACT-Umfrage hat gezeigt, dass sich so mehr als 50 Prozent der Angestellten auf ihre Gespräche vorbereiten. Schätzen Sie ihre Ziele realistisch ein, und zeigen somit ihrem Chef, dass Sie ambitioniert sind, diese auch zu erreichen.
  4. Mitarbeitergespräche sind keine Einbahnstraße. Klären Sie, ob auch ihr Vorgesetzter Feedback erwartet. Dem sollte während des Gesprächs ausreichend Platz eingeräumt werden. Hier sind natürlich Fingerspitzengefühl und diplomatisches Geschick gefragt. Überfallen Sie ihren Vorgesetzten nicht mit Kritik. Ein argumentativ fundiertes Feedback ist für jede Führungsperson wichtiger als übertriebene Lobeshymnen.
  5. Beeindrucken Sie Ihren Chef nicht nur mit den Leistungen der Vergangenheit. Machen Sie Vorschläge, verkünden Sie neue Ideen und zeigen damit Ihre Initiative. Am besten bevor Sie der Chef selbst danach fragt.

Wer dokumentiert, schafft Verbindlichkeit

Die intensive Gesprächsvorbereitung ist ein Muss, wenn Sie sich davon konkrete Handlungsempfehlungen und Ergebnisse erhoffen. Diese sollten im Anschluss daran aber auch festgehalten werden. Deshalb ist ein Protokoll sinnvoll. So schaffen Sie eine höhere Verbindlichkeit und können auch im Nachgang auf das, was besprochen wurde, zurückgreifen. Außerdem ist es die Grundlage für das nächste Mitarbeitergespräch. Das Ergebnisprotokoll soll alle Entscheidungen und Vereinbarungen enthalten. Wichtig ist, dass Ziele und Aufgaben mit einem Fälligkeitsdatum versehen sind.

Haben Jahresgespräche ausgedient?

Doch ist das einmalige Gespräch in zwölf Monaten eine adäquate Antwort auf die sich schnell verändernde Geschäftswelt? Digitalisierung und Globalisierung sind die Kofferwörter für diese Entwicklung. Ziele, die für zwölf Monate gesteckt werden, sind vielleicht in drei Monaten schon wieder hinfällig. Das deutsche Softwareunternehmen SAP hat darauf nun reagiert und eine neue Art des Mitarbeitergesprächs eingeführt.

Das Unternehmen hat eine Software entwickelt, die das Gespräch zwischen Chef und Angestelltem diesen neuen Begebenheiten anpassen soll. Der Konzern hat die interne Vorgabe zum Jahresgespräch gestrichen. Beschäftigte und Führungskraft tauschen sich nun ständig aus. Statt langem Pflichtgespräch nun Feedbackhäppchen – ganz ohne Notenvergabe. Das führt zu mehr Interaktion und weniger starrer Personalführung.

Wie sich Form, Frequenz und Ablauf eines Mitarbeitergesprächs auch entwickeln, wenn Sie sich intensiv darauf vorbereiten, ist das Gespräch eine ideale Gelegenheit sich zu präsentieren und eine Vertrauensbasis zu ihrem Vorgesetzten aufzubauen. So kann das Mitarbeitergespräch ein Schlüssel zu ihrer beruflichen Weiterentwicklung sein.