www.intelliExperts.de – Die Diskussion um den Begriff der Agilität zieht sich seit den 2000er Jahren wie ein roter Faden durch die Projektmanagement-Literatur. Wir wollen es genau wissen!


Durch die Nachfrage von Unternehmen bezüglich neuer, effizienter Methoden, um gewinnbringend zu wirtschaften hat sich ein lukrativer Markt an Fortbildungsanbietern und Beratungsunternehmen gebildet. Der Begriff des „Agilen“ wurde dabei kommerzialisiert. Das ist per se keine negativ zu bewertende Entwicklung. Das große Angebot hat jedoch zu Unklarheiten bei der Differenzierung von „Agilität“ sowie „agilen Methoden“, „agilem Projektmanagement“ und „agilen Prozessen“ geführt.

Daher ist es an dieser Stelle für die Klarheit der Begriffsverwendung wichtig, von einer ursprünglichen Definition von Agilität zur veränderten Verwendung im Projektmanagement überzugehen.

Allgemeine Definition

Agilität ist die besondere Fähigkeit einer Organisation (Unternehmen, Projektteam, etc.) sich auf Veränderungen (Wandel, Transformation) einzustellen und entsprechend zu agieren.

Diese Fähigkeit ist in folgende Kategorien eingeteilt:

Die notwendige Grundhaltung

Die resultierende Arbeitsweise

 (https://www.wertesysteme.de/agilität/)

Folgend ist Grundhaltung hier synonym mit Denkweise und Arbeitsweise synonym mit Methodik zu verstehen.

Agilität – Das „agile Manifest“

Das agile Manifest versteht sich als ein Wertesystem. Es baut auf den folgenden vier Aussagen seiner Gründer auf:

„Wir erschließen bessere Wege, Software zu entwickeln, indem wir es selbst tun und anderen dabei helfen. Durch diese Tätigkeit haben wir diese Werte zu schätzen gelernt:

  • Individuen und Interaktionen mehr als Prozesse und Werkzeuge.
  • Funktionierende Software mehr als umfassende Dokumentation.
  • Zusammenarbeit mit dem Kunden mehr als Vertragsverhandlung.
  • Reagieren auf Veränderung mehr als das Befolgen eines Plans.

Das heißt, obwohl wir die Werte auf der rechten Seite wichtig finden, schätzen wir die Werte auf der linken Seite höher ein.“

The agile manifesto, http://agilemanifesto.org

Das agile Manifest stellt keine unmittelbare praktische Anleitung dar, wie zu entwickeln und zu testen ist. Die ebenfalls im Manifest festgehaltenen agilen Prinzipien füllen diese Lücke jedoch, indem sie als Leitsätze für agile Arbeit aufgefasst werden. Es ist wichtig zu betonen, dass der Übergang zwischen Prinzipien und Methoden von den Verfassern des „Agile Manifesto“ als fließend aufgefasst wird. (http://agilemanifesto.org/iso/de/principles.html).

 Agilität ist also eine Denkweise, die auf Werten und Prinzipien basiert. Auf Grundlage dieser spezifischen Werte und Prinzipien können heute Unternehmen umstrukturiert und Arbeitsmethoden entwickelt werden.

Alle im Manifest aufgelisteten Werte und Prinzipien können somit als Rahmen verstanden werden, der mit konkreten Abläufen, Methoden und Rollen weiter ausgearbeitet werden muss. Die Prinzipien lassen hierbei viel Freiraum bei der individuellen Anpassung.

Agiles Projektmanagement

Ursprünglich entstand agiles Projektmanagement in der Softwareentwicklung. Dies ebnete den Weg für die Übernahme in andere Unternehmensbereiche. Spätestens seit der Jahrtausendwende sind Scrum und Kanban mit Abstand die gängigsten agilen Methoden, die im Projektmanagement angewandt werden.

Agiles Projektmanagement ist ein relativ junges Instrument, um schnell und flexibel auf mögliche Störungen im Projektablauf zu reagieren. In kurzen Planungszyklen werden Rückmeldungen und Probleme beim Erreichen von Ergebnissen abgestimmt und in die weitere Projektplanung integriert. Die intensive Zusammenarbeit und regelmäßiger Austausch in kurzen Meetings fördern den Teamgeist und wirken wertschöpfend.

Bei agilem Projektmanagement gibt es, ebenso wie bei traditionellem Projektmanagement, Standardisierungsansätze

Standardisierung für Qualitätsmanagement

Es ist nachvollziehbar, dass in einer Unternehmensorganisation Standards für Arbeitsabläufe etabliert werden sollen. Möglicherweise speist sich hieraus auch der Wunsch nach einer ISO für agiles Projektmanagement, die es so konkret noch nicht gibt.

Seit Herbst 2015 gibt es allerdings die Individual Competence Baseline (ICB) (IPMA 2015) der International Project Management Association (IPMA) in der Version 4.0. Die ICB ist in Deutschland durch die Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement (GPM) vertreten. Anders als in der DIN 69901 werden in der ICB keine Projektmanagementprozesse vorgeschlagen, sondern Kompetenzen definiert, die für erfolgreiches Projektmanagement wichtig sind. Die DIN-Normenreihe DIN 69901 beschreibt Grundlagen, Prozesse, Prozessmodell, Methoden, Daten, Datenmodell und Begriffe im Projektmanagement.

Die Zertifizierungen der IPMA/GPM orientieren sich allerdings am traditionellen Projektmanagement. Agile Kompetenzen werden hier nur am Rande geprüft und auch nur sporadisch erwähnt.

Vorgaben der Scrum Alliance und des Portals Scrum.org. sind hier genauer:

Vorsicht ist im Hinblick auf die Ideale des agilen Manifests dadurch geboten, wenn eine Standardisierung dazu führen sollte, neue Hierarchien aufzubauen, kochrezeptartig vorzugehen anstatt wirklich auf Veränderungen zu reagieren und Prozesse und Werkzeuge über Individuen und Interaktion zu stellen.

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Agile Transformation

Bei der agilen Transformation eines Unternehmens geht es darum, die Denkweise Agilität durch strukturelle Veränderung, Anpassung der Prozesse und Abläufe, Aufbau von Wissen im Unternehmen und einen Wandel der Unternehmenskultur zu implementieren. Dazu gehören ein entsprechendes Change-Management, Schulungen, die nachhaltig und langfristig vorbereiten und Ängste nehmen, und Pläne, wie mit Mitarbeitern umzugehen ist, die sich schwer mit Veränderung tun.

Die agile Transformation einer Organisation ist dann erfolgreich, wenn sie Strategien und Maßnahmen für eine Änderung in der Unternehmenskultur sowie der Denkweise und Einstellung der Menschen erarbeitet, anstatt Prozesse zu optimieren.

Weiteres zur agilen Transformation:

Fazit

Agilität als Mentalität und als Bezeichnung für Methoden, Arbeitsprozesse, Unternehmensumstrukturierung muss differenziert werden. Erst dann wird klar, wie wichtig die geistige Vorarbeit ist, bevor agile Methoden erfolgreich von der Belegschaft angewandt werden können.


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