www.intelliExperts.de Im dritten Teil unserer Reiher zur Entwicklung des Projektmanagements sprechen wir mit dem Projektprofi Falk Janotta. Er berichtet uns über die Veränderungen in den Bereichen Methoden, Voraussetzungen und Digitalisierung.  

Über den Experten 

Seit mehr als vier Jahrzehnten ist Falk Janotta in der Informationstechnologie tätig und hat dabei den Wandel von der Programmierung mittels Lochkarten auf Großrechnern über Client-Server-Systeme und relationale Datenbanksysteme bis hin zu Digitalisierung, agilen Methoden und Künstlicher Intelligenz miterlebt. Als selbstständiger IT-Interimsmanager arbeitet der studierte Informatiker seit 2004 und gründete im Jahr 2015 die Vermittlungsagentur für Projektexperten intelliExperts GmbH. 

Den Einfluss neuer Methoden auf das Projektmanagement, wie beispielsweise PRINCE2 oder die agile Scrum-Methode, sieht er hierbei als begrenzt an. Er nennt uns hierbei als Begründung, „dass die Grundprinzipien des Projektmanagements gleich, mindestens aber sehr ähnlich“ geblieben sind. Seiner Erfahrung nach fußen erfolgreiche Projekte auf menschlichen Fähigkeiten wie Kommunikation, Empathie, Respekt, Zuverlässigkeit und Verbindlichkeit. Somit stellt er die Teamzusammensetzung in ihrer Bedeutung über die theoretische Methodenauswahl. 

Klassisch oder agil? 

Eine wesentliche Frage des Projektmanagements bleibt die Methodenauswahl wohl dennoch.  

Der Wandel in der Entwicklung des Projektmanagements hin zu agilen Methoden bietet Vor- und Nachteile und so mahnt unser Experte: Flexibilität und Pragmatismus könnten nur funktionieren, wenn „die Methode sorgfältig geschult und die Projektleiter und Teammitglieder richtig gecoacht werden“. Passiert dies nicht, so kann es zu folgenschweren Missverständnissen kommen, wie uns Falk Janotta in einer Anekdote erzählt: 

„In einem Daily eines agil gemanagten Projektes fragte ein Teilnehmer, wer denn das Protokoll führen würde. Ein anderer Teilnehmer antwortete: „’Protokolle brauchen wir nicht mehr, wir sind doch jetzt agil. ’“ 

Aber auch klassische Methoden, wie etwa das Wasserfallmodell, haben laut unserem Experten weiterhin eine Daseinsberechtigung. So erklärt er: „Die Einführung eines ERP-Systems ist ein Projekt, das ich besser im Wasserfallmodell manage. Ich bin allerdings kein Freund von Dogmen. Es kann Teilprojekte in einem ERP-Projekt geben, die ich agil manage, wie beispielsweise die Einführung eines integrierten Webshops.“ 

Hier zeigt Herr Janotta auf, dass sich klassische und agile Methoden je nach Anforderungen an das Projekt miteinander verbinden lassen, wodurch es kein richtig oder falsch in dem Sinne gibt. Man darf nicht außer Acht lassen, dass mit der Verbindung mehrerer Methoden auch die Komplexität des Projektes steigt. 

Nachhaltigkeit 

 

Die Bedeutung von Nachhaltigkeit im Projektmanagement wächst zunehmend. 

Projektleiter sind verantwortlich für die Realisierung der definierten Projektziele. Laut Herrn Janotta obliegt es einem Projektmanager, Aspekte der Nachhaltigkeit zu berücksichtigen und gegebenenfalls Ziele und Projektpläne entsprechend anzupassen. Er betont hierbei die Bedeutung des digitalen Arbeitens zur Reduzierung des Papierverbrauchs und zur Vermeidung unnötiger Reisen. 

Trotzdem glaubt er, dass persönliche Meetings im Projektmanagement unverzichtbar sind. Viele Workshops kann man „online per Video nicht sinnvoll durchführen “. 

Softskills 

Die Bedeutung von Softskills wie Zuverlässigkeit, Verbindlichkeit und Empathie hält unser Experte für wichtiger als alle fachlichen Fähigkeiten, da Softskills sich nicht so einfach im Projektverlauf erlernen lassen, fachliche Lücken jedoch durch Schulungen geschlossen werden können.  

Falk Janotta beobachtet, dass Werte wie Zuverlässigkeit und Wertschätzung, die essenziell für den Projekterfolg sind, „nicht mehr so häufig und intensiv gelebt werden“ wie in vergangenen Tagen, was er als Problem empfindet. 

Wir haben ihn daraufhin gefragt, wie er das optimale Skillset eines Projektmanagers beschreiben würde, woraufhin er uns folgende Auskunft gab: 

„Das eine Skillset gibt es nicht. Jedes Projekt ist anders und man benötigt andere Erfahrungen und Fähigkeiten. Wichtig ist eine gute Grundausbildung über eine Projektmanagementmethode, damit die wesentlichen Begriffe und Vorgänge im Management von Projekten bekannt sind.“ 

Zudem ordnet er vor allem der Praxiserfahrung einen hohen Stellenwert zu, wobei es hierbei irrelevant ist, ob es positive oder negative Erfahrungen sind. Die beste Art ein guter Projektmanager zu werden ist „Projekte zu machen“.  

Vielleicht gibt es unter unseren Lesern einige junge Projektmanager, die sich denken: „Praxiserfahrung ist ja schön und gut, aber ohne die richtigen Zertifikate kriege ich keinen wünschenswerten Arbeitsplatz!“. Diese Angst kann unser Experte nehmen, da er ausführt, dass er sowohl am Anfang seiner Karriere als auch in seinen 20 Jahren als Interimsmanager noch nie nach einem Zertifikat zu einer Methode gefragt wurde. 

Digitalisierung 

 

Zu den wohl am meisten diskutierten Bereichen der Digitalisierung im Projektmanagement gehören “Remote Work” und die Anwendung von künstlicher Intelligenz. 

Remote Work und virtuelle Teams hält unser Experte für sinnvoll, solang diese bewusst eingesetzt werden. Als sinnvoll betrachtet er das Arbeiten von zu Hause aus Gründen des Umweltschutzes, der Zeitersparnis oder auch zur Kostensenkung. Differenzen zu überbrücken, Lösungen zu finden und erreichte Meilensteine gemeinsam zu feiern, seien allerdings Dinge die nur „offline und in 3D“ umzusetzen sind. 

Wir haben Herrn Janotta zur Anwendbarkeit künstlicher Intelligenz im Projektmanagement befragt und er teilte uns mit, dass er diese zwar als sinnvolles Mittel ansieht, jedoch die natürliche Intelligenz bevorzugt. Das macht er an folgendem Beispiel deutlich: 

„Durch geschickte Wahl der Prompts und einen Dialog mit ChatGPT kann man sich einen komplexen Projektplan zur Einführung von SAP S/4HANA erstellen lassen. Aber was ist der wert?  Er besteht ausschließlich aus im Internet verfügbaren Informationen, die die generative KI zusammengesucht hat. Die Quellen können vielfältig sein: Websites von Beratungen und Beratern, Whitepaper, Projektberichte, Hilfeseiten von Softwareanbietern, Blogbeiträge, Forumsdiskussionen und vieles andere mehr. Die Qualität dieser Inhalte ist nicht geprüft und ich vermute mal nicht immer so, wie man es braucht.“ 

Fazit 

In unserem Interview hat uns der Falk Janotta viele interessant Einblicke in die Entwicklung des Projektmanagements geben können. Zu guter Letzt wollte wir von ihm noch wissen, warum ein junger Mensch Projektleiter werden wollen sollte, beziehungsweise was daran so besonders ist. Hier seine Antwort: 

„Es ist diese faszinierende Vielfältigkeit, diese Abwechslung. Es ist nie langweilig, weil jedes Projekt anders ist. Sie haben es immer mit anderen Menschen zu tun. Die Bewältigung von schwierigen Begleitumständen, die Lösung von Problemen, die Gespräche mit Menschen, all das macht für mich die Faszination Projektmanagement aus. Und ganz ehrlich: gute Projektleiter fehlen leider zuhauf da draußen. Es sind doch viele Dilettanten unterwegs. Mit guten Projektleitern könnte vieles schneller, preiswerter und besser erreicht werden.“ 

Kennen Sie schon unsere Webseite www.intelliExperts.de? Schauen Sie doch mal vorbei! 

Bildnachweise: 

  1. Eigenes Bild (Falk Janotta) 
  2. ID 180294851 © Olesia Bekh | Dreamstime.com 
  3. ID 113570328 © Viacheslav Iacobchuk | Dreamstime.com