www.intelliExperts.de –  Wir sind täglich umgeben von Normen und Standards. Sie bestimmen unseren Alltag. Durch die zunehmende Globalisierung gibt es einen stark steigenden Bedarf an internationalen Normen. Auch im Projektmanagement. Lesen Sie in unserem neuen Blogbeitrag die wichtigsten Normen nach!


Einleitung

Normen finden Anwendung, wenn ähnliche oder gleichartige Dinge vielseitig und von vielen Menschen genutzt werden sollen. Durch diese Vereinheitlichung können sich alle Marktteilnehmer darauf verlassen, dass ein genormtes Produkt für den vorgesehenen Verwendungszweck funktioniert.

Eine Norm ist ein Dokument, das Anforderungen an Produkte, Dienstleistungen oder Verfahren festlegt. Sie schafft somit Klarheit über deren Eigenschaften, erleichtert den freien Warenverkehr und fördert den Export. Sie unterstützt die Rationalisierung und Qualitätssicherung in Wirtschaft, Technik, Wissenschaft und Verwaltung. Sie dient der Sicherheit von Menschen und Sachen sowie der Qualitätsverbesserung in allen Lebensbereichen.

Eine Norm ist das Ergebnis eines Normungsprozesses. Experten aus allen interessierten Kreisen können sich unter der Moderation einer übergeordneten Institution einbringen. Das kann zuweilen auch schon mal dauern, gerade angesichts der Vielzahl der heutigen Innovationen und der Komplexität von Sachverhalten. Die wichtigste internationale Organisation für Normen ist die ISO. Für deutsche, nationale Normen, ist es die DIN.

Differenzierung ISO und DIN

Die ISO

DieInternational Standards Organization – kurz ISO (von griechisch isos ‚gleich‘), deutsch Internationale Organisation für Normung – ist die internationale Vereinigung von Normungsorganisationen. Die ISO erarbeitet internationale Normen in allen Bereichen mit Ausnahme der Elektrik und der Elektronik, für die die Internationale elektrotechnische Kommission (IEC) zuständig ist, und mit Ausnahme der Telekommunikation, für die die Internationale Fernmeldeunion (ITU) zuständig ist. Gemeinsam bilden diese drei Organisationen die WSC (World Standards Cooperation).

Das Deutsche Institut für Normung e. V. (DIN) ist seit 1951 Mitglied der ISO für die Bundesrepublik Deutschland.

Die DIN

Das Deutsche Institut für Normung e.V. (DIN) ist die unabhängige Plattform für Normung und Standardisierung in Deutschland und weltweit.

Normen werden von denjenigen entwickelt, die sie später anwenden. Damit der Markt die Normen akzeptiert, sind eine breite Beteiligung, Transparenz und Konsens Grundprinzipien bei DIN. Jeder kann einen Antrag auf Normung stellen. Alle an einem Thema interessierten Kreise erhalten die Möglichkeit, mitzuwirken und ihre Expertise einzubringen. Vor der Verabschiedung werden die Norm-Entwürfe öffentlich gemacht und zur Diskussion gestellt. Die beteiligten Experten müssen sich über die endgültigen Inhalte grundsätzlich einig sein. Spätestens alle fünf Jahre werden Normen auf den Stand der Technik hin überprüft.

Mit der DIN 69900 „Netzplantechnik“ und der fünfteiligen DIN 69901 „Projektmanagement – Projektmanagementsysteme“ wurden Anfang 2009 die beiden wichtigsten Projektmanagement-Normen in Deutschland aktualisiert und auf die aktuellen Herausforderungen der Projektarbeit ausgerichtet. Darüber hinaus wird seitens der Gesellschaft für Projektmanagement (GPM) derzeit an einer Normenreihe zum Multiprojektmanagement gearbeitet. Die ersten beiden Teile dieser DIN 69909 „Multiprojektmanagement – Management von Projektportfolios, Programmen und Projekten“ sind bereits veröffentlicht, weitere folgen in den nächsten Jahren.

Die Gesellschaft für Projektmanagement (GPM) und deren Mitglieder sind über das DIN auch in internationalen Normungsgremien vertreten. So waren deutsche Experten maßgeblich an den Arbeiten zur ISO 10006 „Quality Management – Guidelines to quality in project management“ sowie zu der im September 2012 veröffentlichten internationalen Norm ISO 21500 „Guidance on project management“ beteiligt.

Hier sind die Normen im Projektmanagement von der GPM beschrieben:

https://www.gpm-ipma.de/fileadmin/user_upload/GPM/Know-How/Normen-im-PM_2017.pdf

https://www.gpm-ipma.de/know_how/pm_normen_und_standards.html

Standards und anwendungsorientierte Zertifikate

Mit dem rasanten und weltweiten Bedeutungsgewinn der Disziplin Projektmanagement sind auch die drei führenden Organisationen IPMA, PMI und AXELOS (PRINCE2) groß geworden. Über sie haben sich Projektmanager organisiert, ihre Verfahren, Methoden und Tools dokumentiert und weiterentwickelt. Dazu gehörte eine einheitliche und dokumentierte Fachsprache, um Konflikte durch unterschiedliche Begriffsverständnisse zu vermeiden. Auf der Basis dieses Wissens haben sie schließlich Standards entwickelt, wobei Zertifikate die entsprechende Kompetenz belegen. Der Ansatz ist somit kompetenzorientiert. Das bedeutet, dass die Standards innerhalb der Zertifizierung anhand der Anwendung durch den Projektmanager geprüft werden.

Aus rechtlichen Gründen wurden für Prüfungen und Ausstellung der Zertifikate in manchen Ländern formell eigenständige Zertifizierungsstellen etabliert. Auf der Seite projektmanagementhandbuch.de findet sich eine kompakte Übersicht der PM-Standards.

Zertifizierungen für Guidelines, Rahmenwerke, Best Practice

Als Zertifizierungs-Anbieter haben sich über Jahrzehnte hinweg drei Organisationen und Standards im Markt durchgesetzt, und dies weltweit: IPMA, PMI und AXELOS.

Alle drei Anbieter bieten aufeinander aufbauende Zertifizierungen an, wobei sich die erste Stufe jeweils an Einsteiger auch ohne Projektmanagement-Erfahrung richtet.

Das vierstufige Zertifizierungskonzept der IPMA basiert auf den Inhalten der Individual Competence Baseline (aktuell ICB4).

Grundlage für das zweistufige Zertifizierungskonzept der PMI ist der Projektmanagement-Standard und -Leitfaden „Project Management Body of Knowledge“, kurz PMBOK Guide (aktuell in der 6. Ausgabe).

PRINCE2 ist eine prozessorientierte Methode, die von der britischen AXELOS Ltd. global verwaltet und weiterentwickelt wird. AXELOS versteht sich als Know-how-Vermittler und fordert zur Zertifizierung – im Gegensatz zu IPMA und PMI – keine vorhandene Projektpraxis.

https://www.projektmagazin.de/artikel/projektmanagement-zertifizierungen-vergleich

Die Normen

ISO 21500 „Leitfaden zum Projektmanagement“

Der Leitfaden beschreibt Begriffe, Grundlagen, Prozesse und Prozessmodell im Projektmanagement. Die letzte Version erschien im Oktober 2012 als Norm ISO 21500:2012.

Sie wurde dann im Juni 2013 unverändert in den Norm-Entwurf DIN ISO 21500:2013-06 übernommen und im Februar 2016 als DIN ISO 21500:2016-02 als deutsche Norm akzeptiert.

Inhaltsübersicht: https://www.iso.org/obp/ui/#iso:std:iso:21500:ed-1:v1:en

ISO 21504 „Projektportfoliomanagement“

Diese internationale Norm enthält Leitlinien zu den Grundsätzen für das Management von Projekt- und Programmportfolios, aber keine Leitlinien für das Projektmanagement, Programmmanagement oder das allgemeine Geschäftsportfoliomanagement (zum Beispiel Finanzportfoliomanagement). Sie ist für Organisationen jeglicher Art und Größe, einschließlich staatlicher oder privater Organisationen, in allen Sektoren relevant. Die in ihr festgelegten Leitlinien sollten an das konkrete Projekt- und Programmportfolio angepasst werden

Die ISO 21504 enthält eine Beschreibung von Konzepten und Prozessen auf hoher Ebene, die als gute Praxis des Projektmanagements angesehen werden. Projekte werden in den Kontext von Programmen und Projektportfolios gestellt, jedoch bietet sie keine detaillierte Anleitung für das Management von Programmen und Projektportfolios. Themen, die das allgemeine Management betreffen, werden nur im Kontext des Projektmanagements behandelt.

Inhaltsübersicht: https://www.iso.org/obp/ui/#iso:std:iso:21504:ed-1:v1:en

ISO 10006 „Qualitätsmanagementsysteme; Leitfaden für Qualitätsmanagement in Projekten“

Die ISO 10006 ist eine Qualitätsmanagementnorm und enthält den Leitfaden für Qualitätsmanagement in Projekten. Sie liegt derzeit als Ausgabe Juni 2003 vor. In Deutschland ist die Norm als Technische Regel DIN-Fachbericht ISO 10006:2004 veröffentlicht.

In ihr werden die typischen Qualitätsaspekte in Projektmanagementprozessen behandelt, sodass eine projektorientierte Organisation die Projektmanagementprozesse in Bezug auf die Qualitätsaspekte professioneller aufstellen kann.  ISO 10006 behandelt ausschließlich das „Projektmanagement“ selbst. Aus der Sicht der ISO 10006:2017 werden die Prozesse im Rahmen eines Projektes in zwei Kategorien eingeteilt: Projektmanagementprozesse und Projektproduktprozesse.

1) Projektmanagementprozesse

Diese Prozessgruppe umfasst deshalb die sich wiederholenden Prozesse zur Organisation, Überwachung, Lenkung, Berichterstattung und Ergreifung notwendiger Maßnahmen. Diese Querschnittsprozesse sind also für alle Projektprozesse relevant, um die Projektziele zu erreichen.

2) Projektproduktprozesse

In dieser Prozessgruppe sind somit alle Projektprozesse zusammengefasst, die auf einem „Zeitstrahl“ aneinandergereiht werden können, um das Projektprodukt wie gefordert zu realisieren. Diese Prozesskette wird in jedem (Teil-)Projekt einmal durchlaufen.

DIN 69901 Projektmanagementsystem

Die DIN-Normenreihe DIN 69901 beschreibt Grundlagen, Prozesse, Prozessmodell, Methoden, Daten, Datenmodell und Begriffe im Projektmanagement. Unter dem Haupttitel „Projektmanagement; Projektmanagementsysteme“ enthält diese Normenreihe folgende fünf Teile:

DIN 69901-1 Grundlagen

DIN 69901-2 Prozesse, Prozessmodell

DIN 69901-3 Methoden

DIN 69901-4 Daten, Datenmodell

DIN 69901-5 Begriffe

Das Projektmagazin hat hierzu eine prägnante Übersicht gestaltet: https://www.projektmagazin.de/glossarterm/din-69901-projektmanagement-projektmanagementsysteme

DIN 69909 Multiprojektmanagement

Die DIN-Norm DIN 69909 beschreibt Multiprojektmanagement. Sie behandelt das Management von Projektportfolios, Programmen und Projekten und beschreibt die zugehörigen Begriffe und Prozesse. Die Norm ist vierteilig.

Im ersten Teil (DIN 69909-01) werden die wichtigsten Begriffe des Multiprojektmanagements erläutert und die Ziele, der Modellcharakter und die Eigenschaften des Multiprojektmanagements sowie die Erwartungen daran beschrieben.

Im zweiten Teil (DIN 69909-02) geht es um die Prozesse des Multiprojektmanagements, den Aufbau des Prozessmodells und die Wechselwirkungen mit den Prozessen, wie sie in der DIN 69901-02 beschrieben sind.

Im dritten Teil (DIN 69909-03) werden die Methoden des Multiprojektmanagements (MPM) behandelt. Unter anderem sind definiert: Abhängigkeiten zwischen Projekten analysieren, Nutzenmanagement, Synergien im Multiprojektmanagement managen, Risikomanagement und Ressourcenmanagement.

Im vierten Teil (DIN 69909-04) werden die Rollen im Multiprojektmanagement sowie ein Rollenmodell definiert. Unter anderem sind Definitionen für Gremien im Multiprojektmanagement, die Rolle Sponsor, die Rolle Experte, die Rolle Realisierungsverantwortlicher und (MPM-)Prozessverantwortlicher zu finden. Darüber hinaus gibt es eine systematisierte Darstellung der Rollen in Aufgaben, Kompetenzen und Verantwortung (kurz: AKV).

Fazit

Sich im Dschungel der Normen zurechtzufinden ist nicht immer einfach. Wir haben mit unserer Übersicht daher einen ersten Schritt in Richtung Klarheit für unsere Leser geschaffen. Noch überhaupt nicht zur Sprache gekommen sind hierbei die Normen für Agile Methoden. Dies liegt nicht etwa daran, dass es keine gibt. Vielmehr werden Sie in einem der nächsten Blogbeiträge mehr dazu erfahren.

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