Viele Unternehmen folgen in ihren Arbeitsweisen einer Unternehmenskultur. Man findet diese Rubrik oft auf der Unternehmenswebsite, wo einzelne Werte hervorgehoben werden. Gesetzliche und freiwillige Compliance-Richtlinien sowie Code of Conducts bieten weitere Orientierungshilfen. Aber wie genau werden Werte in Projekten und damit im Arbeitsalltag vermittelt? intelliExperts untersucht… 

Werte sind…  

Wir können heute sehr viele Werte, die uns wichtig sind, aufzählen. Viele von diesen gehen, zumindest in Europa, aus dem Christentum hervor und sind an den Dekalog angelehnt, wie die zehn Gebote auch genannt werden. So stellt uns bereits das Christentum mit seinen Geboten einen Wertekatalog und damit konkrete Anweisungen für unseren Kulturkreis zur Verfügung, wie richtiges Handeln im Alltag auszusehen hat. 

Wenn wir von Werten sprechen, sprechen wir also ursprünglich von der Bewertung konkreter Handlungsweisen als richtig oder falsch, als zu- oder abträglich. Von dem Gedanken, dass die Befolgung dieser Bewertungen eine Pflicht darstellt, haben sich einzelne Theorien aber schnell entfernt. Wer Handlungen vorschreibt, läuft Gefahr anderen im Umkehrschluss schnell etwas zu verbieten und somit sowohl den Handlungsrahmen als auch die Freiheit des Einzelnen empfindlich einzuschränken. 
Sogenannte Pflichtethiken sagen uns daher, wie man sichimmer verhalten muss und nicht, wie man sich je nach Situation verhalten sollte. Sie differenzieren weniger.  

Ein Beispiel für eine Pflichtethik im Unternehmen, stellt der Begriff des Code of Conduct dar. Hierunter fallen das Verweigern von Geschenken in Höhe eines zuvor festgesetzten Betrages von Kunden an Mitarbeiter oder Geldwäschepräventionsmaßnahmen und vieles mehr. Vor allem schwingt im Code of Conduct der moralische Aspekt mit. 

Der Begriff Compliance fällt nicht unter die Pflichtethik. Die Compliance stellt die Gesamtheit der rein objektiven und damit faktischen Grundsätze und Maßnahmen eines Unternehmens zur Einhaltung bestimmter Regeln dar, während der Code of Conduct wesentlich detaillierter sagt, welches Handeln des Einzelnen als moralisch und damit als subjektiv richtig oder falsch einzustufen ist. Damit Handlungen unter eine Pflichtethik fallen, müssen sie moralisch bewertbar sein. Erst wenn die Regeln der Compliance nicht mehr befolgt werden, werden sie daher moralisch einstufbar.  

Compliance: Die Einhaltung von Gesetzen, Richtlinien und Kodizes. 

Code of Conduct: Der vorab definierte Umgang mit Menschen in Situationen, die Moral erfordern. 

Kriterium: Befolgen müssen oder Erkennen können

Eine Compliance bedeutet also, wissenschaftliche oder gesetzlich festgelegte Kriterien zu befolgen. Ein Code of Conduct vertraut darauf, dass ein Mitarbeiter bestimmte vordefinierte Situationen als moralisch richtig oder falsch erkennen und dementsprechend handeln kann.  

Der maßgebliche Unterschied zwischen Compliance und Code of Conduct: Der Handlungsspielraum zur Einstufung des Handelnden. Situationen gleichen sich nicht immer und fordern daher ein moralisches Feingefühl bei der Entscheidungsfindung. Daher braucht es für den Code of Conduct Situations- und Moralbewusstsein. Für die Compliance ist nur ein Wissen um den Regelkatalog notwendig. 

Schaut man sich Compliance- und Code-of-Conduct-Kataloge unterschiedlicher Unternehmen jedoch genauer an, sind die Unterscheidungen zumeist fließend. Oftmals findet nämlich keine genaue Differenzierung zwischen der Befolgung objektiver Kriterien und der subjektiv-moralischen Einstufung von Handlungen statt.

Im Gegensatz zu einer Pflichtethik schließt eine Wertethik dabei Normen und Pflichten nicht kategorisch aus. Normen und Pflichten sind in einer Wertethik aber gegenüber den Werten zweitrangig.  

Werte in Projekten 

Projekte bestehen immer für einen vorher bestimmten Zeitraum und sind daher bereits einem Zeitrahmen unterworfen, in dem Handlungen stattfinden. Kein Projektteilnehmer hat dabei die Lust und die Zeit, sich die einzelnen Formulierungen der Unternehmensphilosophie zu Herzen zu nehmen. Erst recht nicht, wenn, wie Walter Plagge in seinem Artikel feststellt, diese Werte zumeist bereits als selbstverständlich angesehen werden.  
Daher gilt hier als allererstes: Die gewünschten Werte müssen vorgelebt werden. Dem Projektverantwortlichen unterliegt die Aufgabe, diese Werte durch sein Handeln deutlich zu machen und Akteure auf eventuelle Fauxpas hinzuweisen. 

ID 118983252 © Irina Borsuchenko | Dreamstime.com. 

Nimmt man dem Einzelnen damit nicht die Verantwortung ab, sich zu informieren? Keineswegs. Werte werden oftmals zu allgemein dargestellt, als eigentlich selbstverständlich und zudem nicht genau als „Werte“ gekennzeichnet. Damit wird ihr „Vorgelebt werden“ essenziell.

Bei der Vermittlung welcher Werte soll man jedoch ansetzen? Am Anfang jeder Überlegung zu den Werten schadet es nicht, sich auf den Philosophen der Aufklärung schlechthin zu berufen: Immanuel Kant. Warum?  

Kants moralische Frage: “Was soll ich tun?” seines epochalen Werks, der Kritik der praktischen Vernunft, zeigt sich fulminant in einer der Formulierungen des kategorischen Imperativs:

„Handle so, dass du die Menschheit sowohl in deiner Person als in der Person eines jeden anderen zugleich als Zweck, niemals bloß als Mittel brauchst.“

Damit ist gemeint: So zu handeln, dass der Mensch um seiner selbst willen, und nicht als Mittel zu einem Zweck gesehen wird. Darauf kann und sollte man aufbauen, um Vertrauen unter den Projektmitarbeitern herzustellen.

Was soll mit Werten erreicht werden? 

Lebe ich Werte vor, gebe ich anderen die Möglichkeit, ihre Werte an meinen zu kontrastieren. Damit wird mir und anderen die Möglichkeit gegeben, einen Diskurs zu eröffnen über vorgelebte und eigene Werte. Daher sollten die eigenen und die fremden Werte zur Aussprache gebracht und nach Übereinstimmungen gesucht werden. Das ist sehr hilfreich, um viele Abläufe klarer gestalten zu können, wie beispielsweise die Kommunikation , um Konflikte zu vermeiden und auch, um überhaupt herauszufinden, ob das Projektteam richtig besetzt ist.

Schließlich kann gesagt werden, dass Werte uns eine Beurteilung unserer Handlungsweisen als richtig oder falsch ermöglichen. Auf dieser Beurteilung kann ein sich durch Aussprache auszeichnendes Miteinander aufbauen. Fällt die Aussprache der Werte jedoch weg, können Unverständnis oder sogar Intoleranz ihren Weg in das Projekt finden.

ID 118429398 © James Kirkikis | Dreamstime.com 

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