www.intelliExperts.de – Black Belts, Champions und DMAIC. Was beinhaltet die Vorgehensweise Six Sigma ?
Die Fülle der im Projektmanagement anzutreffenden Methoden gestaltet die Auswahl der geeigneten Methode nicht immer einfach. Schwierig ist es, die passende Methode für den speziellen Anwendungsbereich zu finden.
Stellt man allerdings das gewünschte Ergebnis in den Mittelpunkt, fällt die Entscheidung für die jeweilige Methode schon leichter. Jede Methode stellt für sich immer einen Kompromiss dar. Versteht man die verfügbaren Methoden als Werkzeuge, die je nach Aufgabenstellung ausgewählt und miteinander kombiniert werden, so hat man einen Werkzeugkasten, der eine Fülle von Anforderungen eines Unternehmens abdeckt. Entscheidend ist dabei, dass folgende Aspekte transparent sind:
- Welches Problem liegt vor?
- Wie ist die Qualität der Arbeit davon betroffen?
- Welches Ergebnis wird benötigt?
- Was ist zum Erreichen dieses Ergebnisses notwendig?
Wir erläutern im Folgenden die Methodenbestandteile von Six Sigma.
Hauptteil
Six Sigma ist ein Vorgehensmodell für die Verbesserung von Prozessen, das sehr häufig zur Qualitätsverbesserung genutzt wird. Seine Geschichte beginnt, wie es sich für jede praxisnahe Methode gehört, in einem Unternehmen.
Motorola gilt als das Unternehmen, in dem die Six-Sigma-Methode 1987 entwickelt wurde. Motorola hatte damals große Probleme gegenüber seinen japanischen Konkurrenten. Die Qualität seiner Produkte und Prozesse sollte auf ein Mehrfaches gesteigert werden. Dazu wurde die bisherige Fehlerzählung pro Tausend produzierte Einheiten (Defects-per-Thousand-Parts) durch eine feinere Zählung der Fehler pro Million Fehlermöglichkeiten (Defects-per-Million-Opportunities) ersetzt.
Große Verbreitung fand der Six-Sigma-Ansatz erst ab 1996, als Jack Welch bei General Electric ein groß angelegtes Veränderungsprogramm initiierte und Six Sigma als verbindliche Qualitätsstrategie einführte. Laut Welch bewirkte die Methodenentwicklung vor allem einen Kulturwandel im Unternehmen, in Richtung eines höheren Bewusstseins für messbare Qualitätskriterien.
Sigma
Das Wort Sigma beschreibt ursprünglich die Standardabweichung von der Gaußschen Normalverteilung. Die Normalverteilung, auch als Gauß-Verteilung bekannt, ist die am häufigsten verwendete statistische Verteilung. Die Abweichungen der (Mess-)Werte vieler natur-, wirtschafts- und ingenieurswissenschaftlicher Vorgänge vom Mittelwert lassen sich durch die Normalverteilung oft in guter Näherung beschreiben. Ihre Wahrscheinlichkeitsdichte ist eine glockenförmige Kurve, die symmetrisch um den Mittelwert verläuft (Gaußsche Glockenkurve). Für einige statistische Analysen müssen die Daten aus einer annähernd normalverteilten Grundgesamtheit stammen. Die Normalverteilung wird dann als Modell für weitere Datenanalysen genutzt.
Der griechische Buchstabe Sigma bezeichnet also als mathematisches Zeichen die Standardabweichung der Gaußschen Normalverteilung um den Mittelwert. Sechsmal Sigma bezeichnet einen Prozess, der zu 99,9996 % fehlerfrei ist. Bei diesem Prozess treten bei einer Million Fehlermöglichkeiten nur 3,4 Fehler auf. Dies gilt als statistisch fehlerfrei. In den Wirtschaftswissenschaften wird diese Fehlermöglichkeit als Nullfehlerproduktion bezeichnet.
Die Qualitätsmanagementmethode Six Sigma
Übertragen auf die Qualitätsmanagementmethode Six Sigma wird das sogenannte Sigma-Niveau daher mithilfe der auftretenden Fehlerquote innerhalb eines Geschäftsprozesses errechnet – je näher das Niveau an sechs Sigma liegt, desto besser – wobei das Niveau sechs Sigma einem Null-Fehler-Prozess entspricht. Die Anwendung von Six Sigma soll also durch eine Reduzierung der Prozessfehler und einer gleichzeitigen Fokussierung auf den Kunden zu einem weitaus höheren Gewinn führen. Die Verbindungen zum mathematischen Begriff Sigma sind also evident.
Aufbauend auf statistischen Analysen werden die Ursachen für vorhandene Prozessmängel identifiziert. Außerdem werden unter Anwendung von Kostenrechnungsverfahren die Prozessverbesserungen evaluiert. Besonders der finanzielle Nutzen bei Prozessoptimierungen hat beim Projektmanagement nach Six Sigma eine entscheidende Bedeutung und zieht sich von Beginn an wie ein roter Faden durch die Projekte. Daher werden die ökonomischen Ergebnisse bei abgeschlossenen Six-Sigma-Projekten immer wieder hervorgehoben.
Am Anfang von Six Sigma steht jeweils eine differenzierte statistische Ist-Analyse. Erst dann werden in einem Prozess Maßnahmen identifiziert und umgesetzt. Das Ziel ist es, eine niedrigere Fehlerquote und damit ein höheres Sigma-Niveau zu erreichen. Welche Rolle kommt dabei der Führungskraft zu?
Rollen
Die Rollen einzelner Mitarbeiter werden mit den Farben von asiatischen Kampfsportgürteln bezeichnet. Die Farbe der Gürtel gibt den Wissensstand im Six-Sigma-Projekt an – je dunkler die Farbe, desto mehr Fachwissen, Kompetenz und Befugnis sind bei der Person mit der entsprechenden Rolle vorhanden.
- Der Lenkungsausschuss hat die höchste Rolle mit der Verantwortung für alle Projekte inne.
- Der Six Sigma Sponsor (auch Six Sigma Champion genannt) nimmt eine Führungsrolle in Six-Sigma-Projekten wahr. Zu seinen Hauptaufgaben gehört es, Six-Sigma-Projekte zu identifizieren, eingeleitete Verbesserungsprojekte zu kontrollieren und deren erfolgreiche Umsetzung sicher zu stellen.
- Der Six Sigma Master Black Belt nimmt die Rolle des Prozessverantwortlichen für Six Sigma wahr. Er ist somit der zentral Verantwortliche für Six Sigma und gibt die strategische Ausrichtung in Abstimmung mit der Geschäftsleitung vor. Der Six Sigma Black Belt nimmt die Rolle des Projektleiters von komplexen Six Sigma-Verbesserungsprojekten wahr. Er ist maßgeblich für den Erfolg der von ihm geleiteten Verbesserungsprojekte verantwortlich.
- Der Six Sigma Green Belt nimmt die Rolle des Projektleiters von kleinen Six-Sigma-Verbesserungsprojekten oder Teilprojekten im eigenen Verantwortungsbereich wahr. Er ist für den Erfolg der von Ihm geleiteten Verbesserungsprojekte verantwortlich.
- Der Six Sigma Yellow Belt nimmt die Rolle des aktiven Unterstützers von Six-Sigma-Projekten wahr.
- Der Six Sigma White Belt funktioniert innerhalb einer bestimmten Arbeitszelle und nicht in funktionsübergreifenden Projekten.
Was für ein Verlauf liegt der Methode zugrunde?
Der Verbesserungszyklus: Define, Measure, Analyze, Improve, Control (DMAIC)
Die statistische Methode Six Sigma arbeitet mit einem klar strukturierten Prozess, dem sogenannten DMAIC, welcher die Phasen Define, Measure, Analyze, Improve und Control beinhaltet.
In der D-Phase werden die untersuchten Prozesse mit Daten und Fakten beschrieben.
Anschließend werden in der M-Phase die Prozessleistungen gemessen und in der A-Phase detailliert analysiert.
Probleme, die in der Analysephase ausgemacht werden konnten und deren Ursachen identifiziert wurden, werden nun in der I-Phase behoben.
Die C-Phase bildet den Schluss, indem hier die Verbesserungen überwacht und kontrolliert werden. Mit Hilfe dieses Prozesses kann die Qualität verbessert, Kosten gesenkt und die Kundenzufriedenheit gesteigert werden.
Merke:
- Define – das Problem und das Projektziel müssen klar definiert werden.
- Measure – sämtliche prozessrelevanten Größen werden gemessen.
- Analyze – Auswertung der Messungen und Identifikation der Problemursachen.
- Improve – die Lösung wird ausgewählt und implementiert.
- Control – der geänderte Prozess bedarf einer regelmäßigen Kontrolle.
Dabei muss stets abgewägt werden, ob eine niedrige Fehlertoleranz in allen Bereichen sinnvoll ist. In etlichen Bereichen wäre es sehr teuer und unnötig, auf eine besonders niedrige Fehlerquote zu kommen. Umgekehrt sind in anderen Bereichen höhere Standards notwendig, wie etwa bei der Flugsicherheit.
Zusammenfassung: Was ist Six Sigma?
Six Sigma ist ein Vorgehensmodell für die Verbesserung von Prozessen, das sehr häufig zur Qualitätsverbesserung genutzt wird. Das eigentlich Neue ist dabei die radikale Qualitätsverbesserung durch kontrollierte Überprüfungsprozesse.
Six Sigma ist auch eine statistische Spielwiese. Es ist fast immer nützlich für Manager, mehr über statistische Zusammenhänge in ihren Unternehmen zu erfahren. Wenn Sie allerdings nicht genau wissen, was Sie eigentlich erreichen wollen, kann ein genormtes Qualitätsmanagement extrem teuer und ineffizient sein.
Six Sigma ist außerdem ein gutes Kommunikationsinstrument. Für Jack Welch war Six Sigma vor allem ein Geniestreich im Hinblick auf die Kommunikation nach außen, aber auch im Unternehmen. Man muss bei dieser Methode besonders deutlich kommunizieren.
Es ist mit Six Sigma wie mit allen Managementkonzepten. Wichtig ist, sich darüber klar zu sein, was man tut, und es dann richtig zu machen.
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Es ist ein sehr interessantes Artikel den ich jedem empfehlen wurde der sich heute mit Qualitätsmanagement wie auch Projektmanagement beschäftigt. Jeder kann für sich jede menge interessante Sachen finden über die er bisher nichts gewusst hatte.