Titelbild für das Interview mit Benjamin Rahn

 

www.intelliExperts.deNachdem wir uns im letzten Blogbeitrag mit Projektmanagement im Dienst der Gemeinschaft beschäftigt haben, sprechen wir heute mit einem Experten auf diesem Gebiet. Wir haben ihn zu den Eigenheiten, Hürden und Verläufen von sozialen Projekten befragt. Das komplette Interview finden Sie am Ende des Blogbeitrags verlinkt. 

Zum Experten

Benjamin Rahn ist ein IHK-zertifizierter Kaufmann und staatlich geprüfter Betriebswirt und auch ein Sozialpädagoge mit Schwerpunkt in Organisationspsychologie und Management. Neben seinen Positionen im Vorstand von wabe e.V. Erlangen (Verein zur Wiedereingliederung psychisch kranker Menschen) und der Geschäftsführung in der wabe GmbH und gGmbH bekleidet er eine Rolle als Coach im Bereich der Erwachsenenbildung mit Fokus auf Personal- und Organisationsentwicklung.  

Durch seine etlichen Stationen in der Unternehmenswelt ist er in der Lage, sein Wissen und seine Erfahrungen aus verschiedenen Bereichen weiterzugeben. Um vor allem auf soziale Projekte und deren Bedeutung aufmerksam zu machen, bietet der „Computer-Nerd und Hobby-Philosoph“ – so beschreibt er sich selbst – Kurse im Bereich Projektmanagement im Umfeld sozialer Arbeit an. Diese Kurse haben bereits vielen Projektmanagern weitergeholfen. Im Rahmen dieser Coachings hat Herr Rahn bereits im Juli 2021 ein Buch herausgebracht. In diesem beschreibt er unter anderem die Unterschiede zwischen sozialen und „normalen“ Projekten und verweist hierbei vor allem auf das zielgruppenorientierte Arbeiten bei Projekten im sozialen Umfeld. 

Ihm ist es vor allem ein Anliegen mehr Verständnis und Anerkennung für den Umgang mit und die Durchführung von Projekten im sozialen Bereich zu schaffen. 

Was sind soziale Projekte? 

Soziale Projekte sind unserem Experten nach solche, die vor allem „durch Stiftungen gefördert werden“. Hier gibt es keine festen Fördermittelbeträge und daher auch keine festen Personalstrukturen. So führt Herr Rahn aus, dass „viele Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in sozialen Organisationen, soziale Projekte neben ihrer Linientätigkeit ausüben“, was eine „besondere Effizienz“ erfordert, da hier durch die Arbeit an und mit Menschen viele weiche Faktoren berücksichtigt werden müssen. Um soziale Projekte umzusetzen, setzt unser Experte – anders als es sich zunächst vermuten lässt – auf die DIN-Norm als Prozessrahmen. Die Erklärung des eher konservativen Ansatzes findet sich in seiner prozessorientierten Natur: „Ich habe Prozesse, durch diese kann ich, wenn nötig auch mal einen Schritt zurücktreten oder weiter vorgreifen, da es eigentlich egal ist, zu welchem Zeitpunkt ich gewisse Schritte mache, und das ist für die Sozialarbeit ein sehr gutes System.“. Er schließt allerdings agile Projektmethoden wie Scrum nicht kategorisch aus, sondern setzt diese nur sehr individuell in verschiedenen Aufgabenbereichen ein. Ein Beispiel für den Einsatz agiler Projektmanagementmethoden ist die Planung eines Skate-Parks mit Jugendlichen zusammen, wenn es für diesen bereits genehmigte Fördergelder gibt. 

Soziale Projekte erfordern unserem Experten nach jedoch oft die Umstrukturierung der Organisation verbunden mit einer Beantragung von Fördermitteln, wodurch sich klassische Methoden mit „einem roten Leitfaden“ besser eignen. 

Die wichtigsten Aspekte eines sozialen Projekts 

Benjamin Rahn gibt uns einen Überblick der wichtigsten Aspekte innerhalb eines sozialen Projekts.  

So steht für ihn über allem zunächst die Projektstruktur. „Die größte Frage, die mich erreicht ist: Wo soll ich denn anfangen? Hier sage ich: man muss sich Gedanken über die Projektstruktur machen, also fragen: Was soll überhaupt am Ende rauskommen?“. Um eine gute Struktur zu schaffen, empfiehlt unser Experte die Erstellung eines Projektsteckbriefs auf dem Fragen beantwortet werden wie: „Wie könnte dieses Projekt heißen? Wie lange soll das Projekt in etwa dauern? Wer könnte am Projekt mitwirken? Was ist das oberste Projektziel? Was sind Meilensteine im Projekt? Was ist der Nutzen des Projekts? Was ist der Mehrwert für den Träger des Projekts? Was könnte das Projekt grob kosten?“. 

Der Leitspruch 

Benjamin Rahn tritt mit seinem Leitspruch „Erlaubt ist, was funktioniert.“ der klassischen Aufteilung von richtig und falsch im Projektmanagement entgegen. Warum er es für wichtig empfindet, Projekte nicht nur in schwarz und weiß zu bewerten, teilt er uns in einer Anekdote mit:  

„Unter dieser Aussage ist ganz viel subsumiert. Allen voran, dass ich festgestellt habe, dass Leute […] oftmals bereits nach einem halben Tag sagen: Das habe ich ja total falsch gemacht, das war ja gar nichts, wir hätten uns anders aufstellen müssen und dann wäre alles anders gelaufen. Und das sehe ich gar nicht so. Ich sage dann immer: Es mag sein, dass es ein paar Hürden gab, aber funktioniert hat es doch! Das Projekt ist doch zum Erfolg gekommen! Es war vielleicht holpriger, vielleicht bist du mit dem Kleinwagen über die Buckelpiste gefahren, statt den SUV zu nehmen, aber erstmal bist du von A nach B gekommen“. 

Genau diese Denkweise ist für ihn ein Grundsatz sozialer Arbeit. Sie ist nicht wie bei klassischen Unternehmen aus vergangenen Zeiten klar durchstrukturiert gewesen, sondern sie hat sich aus kleineren Vereinen und Initiativen heraus entwickelt, für die es wichtig war, einer bestimmten Zielgruppe zu helfen. Diese haben nicht unbedingt gewinnorientiert gearbeitet und genau dieser Ansatz soll mit Herr Rahns Leitspruch gewürdigt werden. 

Projekttypen in der sozialen Arbeit 

Typ 1: Innovationsprojekte 

Dies sind Projekte, die Neuerungen innerhalb des Projekts, die eine neue Zielgruppe in das Projekt mit einbinden. Sie sind in der Regel mit höheren Risiken in Bezug auf Personal und Kosten verbunden. Hier nennt der Experte beispielsweise die Erweiterung eines Suchtzentrums durch eine Ganztagsbetreuung. 

Typ 2: Akzeptanz(problem)projekte 

Hier geht es um Projekte, die einen hohen Widerstand in der Belegschaft erfahren. Das kann beispielsweise auftreten, wenn Abteilungen zusammengelegt werden. Hierdurch können Unsicherheiten entstehen. 

Typ 3: Standardprojekte 

Standardprojekte sind in ihrer Art und Weise bereits der Standard in einem Unternehmen. Herr Rahn führt hier als Beispiel Projekte durch Bildungsträger an, die sich dem vorherigen oder dem folgenden Projekt sehr ähneln. 

Typ 4: Potenzialprojekte 

Hierbei handelt es sich um Projekte, die sehr klein und kalkulierbar sind. Herrn Rahns Beispiel hierfür ist ein die Einbindung von Studenten bei der Durchführung kleinerer Projekte wie die Datenerhebung von Führungskräfteprogrammen. 

Fazit

Projektmanagement im sozialen Bereich lässt sich vom klassischen Projektmanagement klar abgrenzen. Zwar gibt es Überschneidungen in der Methodik, diese trifft jedoch nur auf Einzelfälle zu.  

In sozialen Projekten sind ein klarer Leitfaden und eine gute Struktur das Alpha und Omega, um diese zu einem erfolgreichen Abschluss zu bringen.  

Unser Experte Benjamin Rahn konnte im Interview deutlich machen, dass der Bereich des sozialen Projektmanagements zu wenig Wertschätzung und Verständnis erfährt. Und dies, obwohl er teilweise deutlich unüberbrückbarere Hürden aufweist als andere Bereiche.  

Wenn Sie das Interview in voller Länge sehen wollen, dann klicken Sie hier und lassen Sie uns Ihre Meinung zum Thema Projektmanagement im sozialen Bereich in der Kommentarspalte vom Blog oder Video wissen.  

Kennen Sie schon unsere Webseite www.intelliExperts.de? Schauen Sie gerne vorbei!