www.intelliExperts.de – Was ist Wissensmanagement und wie hängt es mit Projektmanagement zusammen? Wie funktioniert Wissensmanagement 2020? Wir gehen im neuen Blogbeitrag diesen und weiteren Frage nach. Seien Sie gespannt!


Die schwierige Frage, wann man etwas weiß, lässt sich für die Arbeitswelt mit einem Wort beantworten: Praxis. Wenn ich meine Kenntnisse in einer konkreten Handlung anwenden kann, dann ist klar, dass ich Wissen darüber besitze, wie ich diese Handlung auszuführen habe. Wie jedoch kann Wissen gemanagt werden?

Wir führen in diesem Blogbeitrag in einem ersten Schritt in das Wissensmanagement ein. Danach beschäftigen wir uns mit den Arbeitsdefinitionen der Begriffe „Wissen“ und „Wissensmanagement“. Um einen konkreten Bezug zum Projektalltag herzustellen, beziehen wir uns auf das Wissensmanagement im Projektmanagement. Dabei darf jedoch nicht vergessen werden, dass auch außerhalb des Projekts im Unternehmensalltag Wissensmanagement stattfinden sollte. Im Anschluss setzen wir uns mit den einzelnen Rollen und Positionen auseinander, die Mitarbeiter im Wissensmanagement besetzen können. Schließlich zeigen wir auszugsweise, wie Wissensmanagement implementiert wird, welche Methoden und Techniken es gibt und wohin der Weg 2020 führt.

intelliExperts hat hierzu aus mehreren Quellen geschöpft, die wir ihnen am Ende des Beitrags mit den Links zu den im Text erwähnten Dokumenten auflisten.

Was ist Wissensmanagement?

Nach den Vorgaben des Arbeitswissenschaftlers Frederick Winslow Taylor wurde Wissen in den letzten 100 Jahren auf die Art, wie wir arbeiten, angewandt. Taylorismus war auf manuelle Tätigkeiten optimiert, aber nicht auf Wissensarbeit. Deren Anteil hat in den vergangenen Jahren jedoch exponentiell zugenommen.

Der Begriff des „Wissensarbeiters“ wurde von Peter F. Drucker schon um 1960 geprägt. Wissensarbeiter sind nicht nur Kopfarbeiter – sie sind Menschen, die ihr erworbenes Wissen produktiv nutzen und damit wesentlich zur Wertschöpfung in Unternehmen beitragen. Hierbei wird ein Wissensmarkt geschaffen.

Das Konzept des „Wissensmarkts“ (Knowledge Market) basiert auf der Annahme, dass für ein Unternehmen interessantes Wissen (z. B. Qualifikation der Mitarbeiter oder Informationen über Kunden) eine knappe Ressource ist und damit einen Marktwert hat.

Um Wissensarbeit produktiv im Unternehmen einzusetzen, braucht man eine Kombination von drei Aspekten:

  • Menschen, die ihr Wissen einbringen.
  • Die fortschreitende Digitalisierung, die Wissensarbeit unterstützt.
  • Neue Orte, an denen produktives Arbeiten möglich ist.

Dazu werden inzwischen die Erkenntnisse aus der Managementlehre, der Organisationspsychologie, Human Ressource Management und der Informatik miteinander verbunden.

Das ist genau der Punkt, an dem modernes Wissensmanagement ansetzt: Wie kann man die Produktivität von Wissensarbeitern erhöhen, die unterschiedlichen Bereiche verbinden und langfristigen Zugang zu organisiertem Wissen garantieren? Wissensmanagement ist aufgrund seiner Interdisziplinarität daher ein äußerst komplexes Themengebiet. Um hier für etwas Klarheit zu sorgen, hilft es, sich die aktuellen Arbeitsdefinitionen von Wissen und Wissensmanagement genauer anzuschauen. Entnommen sind beide dem Kompetenzkatalog der Gesellschaft für Wissensmanagement aus dem Jahr 2019.

Definitionen von „Wissen“ und „Wissensmanagement“

1. Wissen

„Wissen bezeichnet die Gesamtheit der Kenntnisse und Fähigkeiten, die Individuen zur Lösung von Problemen einsetzen. Dies umfasst sowohl theoretische Erkenntnisse als auch praktische Alltagsregeln und Handlungsanweisungen. Wissen stützt sich auf Daten und Informationen, ist im Gegensatz zu diesen jedoch immer an Personen gebunden. Es wird von Individuen konstruiert und repräsentiert deren Erwartungen über Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge.“

Seite 4, Kompetenzkatalog der Gesellschaft für Wissensmanagement.

2. Wissensmanagement

„Wissensmanagement ist die systematische Gestaltung von Rahmenbedingungen und Prozessen um Wissen als Fähigkeit zum effektiven Handeln in der richtigen Qualität, d.h. Tiefe, Verteilung, Vernetzung und Kodifizierung, für eine Organisation oder eine Einzelperson und deren Ziele bereit zu stellen. Die Gesamtheit der Wissensmanagement-Prozesse bildet den Tätigkeitsbereich des Wissensmanagements. Dieser umfasst Gestaltungsaufgaben bezogen auf alle drei Wissensträger Individuen, Organisationen und Informationen, über die das Wissen in jedem relevanten Wissensgebiet verteilt und vernetzt ist. In Teilen – jeweils fokussiert auf einen der drei Wissensträger – wird Wissensmanagement auch von seinen „Partnerdisziplinen“ ausgeführt, z.B. im betrieblichen Kontext von Personalentwicklung, Organisationsgestaltung und Prozessmanagement oder Informationsmanagement. Wissensmanagement bedeutet daher auch diese Partnerdisziplinen in einem orchestrierten und transdisziplinären Vorgehen geeignet einzubinden, d.h. ein Vorgehen, das über die Einzeldisziplinen hinaus auf das umfassendere Optimierungsziel ausgerichtet ist.“

Seite 4, Kompetenzkatalog der Gesellschaft für Wissensmanagement.

Die Hauptaufgabe des Managements besteht somit darin, die Wissensschaffung in eine zweckvolle Richtung zu lenken.

Wir werden uns im Folgenden für konkrete Beispiele auf das Wissensmanagement im Projektmanagement beziehen.

Schwerpunkt hier auf Projektmanagement

Laut Angelika Bordt von der Universität Aachen waren es 2001 besonders Unternehmensberatungen, die bei der Einführung von Wissensmanagement eine Vorreiterrolle einnahmen. Diese Rolle wird vor allem damit begründet, dass Unternehmensberatungen als Projektorganisatoren in einem schnelllebigen Marktumfeld zum Erhalt ihrer Wettbewerbsfähigkeit auf die Ausschöpfung ihres Wissens- und Erfahrungsschatzes angewiesen sind. Mit der fortschreitenden Digitalisierung muss sich seit geraumer Zeit auch das Projektmanagement auseinandersetzen.

Das lässt sich vor allem mit der umfassenden Übernahme von agilen Methoden aus dem IT-Bereich seitens des Projektmanagements begründen. Allerdings muss man mit Bezug auf aktuelle Umstände sagen, dass hier der Dienstleistungssektor sowie die Industrie nachziehen.

So haben große Unternehmen wie IngDiba und Daimler bereits begonnen, auf Agilität umzustellen und viele weitere Unternehmen ziehen nach.

Welche „Rollen“ gibt es im Wissensmanagement?

Die sich um das Wissensmanagement kümmernden Mitarbeiter eines Unternehmens werden begrifflich dem „Knowledge Team“ zugeordnet. Dazu gehören in großen und mittleren Unternehmen (GMU) vor allem der Wissensdirektor, der Wissensmanager und der Wissensspezialist. Wir zitieren hier aus dem D-A-CH Begriffsglossar 2020.

Der Wissensdirektor (Chief Knowledge Officer)

„Der Chief Knowledge Officer (CKO) ist eine von der Organisation individuell definierte Rolle. Sie ist für die Entwicklung von Prozessen und das gesamte Management von organisationsrelevantem Wissen verantwortlich. Diese Rolle kann folgende Aufgaben umfassen: (1) Erkennen und Identifizieren von Kommunikations- und Wissenstransferproblemen (2) Entwickeln und Weiterentwickeln der Wissensmanagementstrategie einer Organisation (3) Vertreten der Wissensperspektive in der Geschäftsleitung (4) Entwickeln und Weiterentwickeln von Wissensinfrastrukturen (Kompetenzzentren, Informationssysteme) (5) Initialisieren und Koordinieren aller Wissensmanagementinitiativen einer Organisation (6) Entwickeln und Weiterentwickeln von Wissensmanagementprozessen.“

Seite 4, D-A-CH Begriffsglossar 2020.

Der Wissensmanager

„Ein Wissensmanager gestaltet die Rahmenbedingungen für Wissensarbeit.“

Seite 10, D-A-CH Begriffsglossar 2020.

Der Wissensspezialist (Wissensarbeiter)

„Wissensarbeiter sind (formal) gut ausgebildete Fachleute, die im Zuge ihrer professionellen Tätigkeit im Wertschöpfungsprozess hauptsächlich Wissen entwickeln, anwenden und teilen. Wissensarbeiter sehen sich meist mit kaum oder unklar definierten Aufgabenstellungen, fehlenden Strukturen im Arbeitsprozess sowie einem nicht klar absehbaren Ergebnis konfrontiert.“

Seite 8, D-A-CH Begriffsglossar 2020.

Mit wachsenden Teams und Unternehmensgröße sind auch neue Rollen vorstellbar, wie jene „Weitere Rollen“ die im Kompetenzkatalog der Gesellschaft für Wissensmanagement aufgelistet werden. Dort wurde 2019 ein Versuch gemacht, Rollen- und Begriffsstandards zu entwickeln und für weitere Vorgehen festzuhalten. Dazu trägt das D-A-CH Begriffsglossar 2020 ergänzend bei.

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Wie wird Wissensmanagement implementiert und wie kann Wissensmanagement 2020 aussehen?

Mit fortschreitender Technologisierung und Digitalisierung entsteht die Notwendigkeit, Rollen des Wissensmanagements mit neuen Kompetenzen auszustatten. Im gleichen Atemzug geht es um den Umgang mit Wissen aus pädagogischer Sicht. Die Fähigkeit Wissensgenerierung zu erkennen, muss bei allen Mitarbeitern geschärft und für Mitarbeiter vermittelbar gemacht werden. Das geht nur, wenn informiert und weitergebildet wird.

Besonders interessant sind die Fallbeispiele, die Angelika Bordt sowie der Europäische Leitfaden zur erfolgreichen Praxis im Wissensmanagement auflisten. Ein Blick in die Dokumente lohnt sich. Jedes Unternehmen braucht seine eigene Lösung und wir geben daher keine Standardmodelle oder -methoden in diesem Blogbeitrag vor.

Modelle & Methoden

Die richtige Methode muss nach den Unternehmenszielen ausgesucht werden, denn nicht jede Methode passt in jedes Unternehmensumfeld.

Eine vorläufige Orientierung über die zahlreichen Modelle und Methoden bietet Prof. Heiko Roehls Buch Instrumente der Wissensorganisation. Perspektiven für eine differenzierende Interventionspraxis. Um sich einen ersten Überblick zu verschaffen, verweisen wir auch auf die Seite zum Wissensmanagement auf Wikipedia.

Evaluation:

Erfolgsentscheidend für Wissensmanagement ist vor allem, ob es gelingt, Wissensmanagement zu einem Bestandteil der gelebten Unternehmenskultur zu machen. Dafür muss Wissensmanagement messbar sein. Wir verweisen hierzu auf den Beitrag von Jan Hense und Heinz Mandl, Wissensmanagement und Evaluation, S. 267-301, in: Zeitschrift für Evaluation, Band 10, Heft 2, 2011.

Hense und Mandl unterscheiden vier grundsätzliche Perspektiven zwischen Wissensmanagement und Evaluation.

Auf operativer Ebene kann (1) Wissensmanagement als Werkzeug in der Evaluation und umgekehrt (2) Evaluation als Werkzeug im Wissensmanagement fungieren.

Auf Steuerungsebene sind (3) das Wissensmanagement von Evaluationsergebnissen und (4) die Evaluation von Wissensmanagement relevante Betrachtungsweisen.

Nach einem kurzen Überblick über zentrale Begriffe und Grundlagen des Wissensmanagements werden im Beitrag von Hense und Mandl die ersten drei dieser Perspektiven vor dem Hintergrund der aktuellen Literatur beider Fachdisziplinen analysiert. Abschließend werden praktische und professionsstrategische Konsequenzen diskutiert.

Für einen Einblick in die Grundlagen des Wissensmanagements und der Evaluation empfehlen wir unseren Abonnenten diesen Beitrag sehr.

Gestern…Heute

Das alte Wissensmanagement war vergangenheitsorientiert, wollte organisieren, dokumentieren und archivieren. Das neue Wissensmanagement nimmt die Dynamik der Netze auf, setzt auf ihre Plattformen und Dienste und liegt in den Händen der Mitarbeiter. Dabei wird der Schwerpunkt auf Vernetzung, Automatisierung und ortsunabhängige Abrufbarkeit von Informationen gelegt.

Das Projektwissensmanagement ist vorrangig aus einer Fokussierung des Wissensmanagements auf die Projektarbeit entstanden und bietet gerade für Projektorganisationen einen transparenten Ansatz zur Verbesserung der Informationsstrukturierung und -weitergabe innerhalb des Unternehmens.

Damit bleibt es aber nur ein Teilbereich des Wissensmanagements. Mit dem Trend zur Agilität und der „Agilisierung“ von Unternehmensprozessen wird das Wissensmanagement auch schnelllebiger und muss sich auf die Änderungen einstellen. Das Ziel bleibt, kurzfristig erlangtes Wissen langfristig haltbar zu machen. Dafür muss ein Bewusstsein für Wissensmanagement geschaffen und gelebt werden.

Welche Erfahrungen haben Sie mit der Implementierung von Wissensmanagement gemacht? Wohin geht Ihrer Meinung nach die Entwicklung?

Schreiben Sie uns einen Kommentar und lassen Sie uns Ihre Position zum Thema wissen.


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