In der Industrie 4.0 sind Menschen, Maschinen und Produkte eng miteinander vernetzt. Das stellt auch neue Anforderungen an das Projektmanagement. Bedeutet Industrie 4.0 automatisch auch Projektmanagement 4.0? Falls ja, worauf müssen sich Projektarbeiter einstellen?

Digitalisierung, vernetztes Arbeiten, Industrie 4.0 – Begriffe, die in der Vergangenheit inflationär gebraucht wurden und immer noch werden. Was versteht man darunter?

Gablers Wirtschaftslexikon beschreibt Digitalisierung wie folgt: „Der Begriff der Digitalisierung kann die digitale Umwandlung und Darstellung bzw. Durchführung von Information und Kommunikation oder die digitale Modifikation von Instrumenten, Geräten und Fahrzeugen ebenso meinen wie die digitale Revolution, die auch als dritte Revolution bekannt ist, bzw. die digitale Wende. Im letzteren Kontext werden nicht zuletzt „Informationszeitalter“ und „Computerisierung“ genannt.“

Ein Auszug aus Wikipedia besagt: “ Unter Digitalisierung versteht man allgemein die Aufbereitung von Informationen zur Verarbeitung oder Speicherung in einem digitaltechnischen System. Die Informationen liegen dabei in beliebiger analoger Form vor und werden dann, über mehrere Stufen, in ein digitales Signal umgewandelt, das nur aus diskreten Werten besteht.“

Das Digital-Magazin führt aus: „Die einfachste Definition von Digitalisierung besagt, dass analoge Inhalte oder Prozesse in eine digitale Form oder Arbeitsweise umgewandelt werden.“

Yaveon definiert vernetztes Arbeiten wie folgt: „Vernetztes Arbeiten, also die Fähigkeit, Informationen und Ereignisse applikations- und abteilungsübergreifend zu teilen, ist wichtiger denn je. Die steigenden Anforderungen der Märkte hinsichtlich Geschwindigkeit (Zeit), Kosten und Qualität verlangen entsprechend vernetzte IT-Systeme.“

In einem Beitrag von marconomy heißt es: „In einem dynamischen Markt kann die Fähigkeit, schnell auf Veränderungen zu reagieren, entscheidend für den Erfolg des Unternehmens sein. Auch für den Mittelstand gilt: Agilität hat Top-Priorität und neue Technologien für vernetztes Arbeiten sind ein essenzieller Erfolgsfaktor.“

Zum Begriff Industrie 4.0 ist in Wikipedia zu lesen: „Industrie 4.0 ist die Bezeichnung für ein Zukunftsprojekt zur umfassenden Digitalisierung der industriellen Produktion, um sie für die Zukunft besser zu rüsten. Der Begriff geht zurück auf die Forschungsunion der deutschen Bundesregierung und ein gleichnamiges Projekt in der Hightech-Strategie der Bundesregierung“.

Gablers Wirtschaftslexikon meint dazu: „“Industrie 4.0“ ist ein Marketingbegriff, der auch in der Wissenschaftskommunikation verwendet wird, und steht für ein „Zukunftsprojekt“ (so die Hightech-Strategie-Website) der deutschen Bundesregierung. Die sog. vierte industrielle Revolution, auf welche die Nummer verweist, zeichnet sich durch Individualisierung (selbst in der Serienfertigung) bzw. Hybridisierung der Produkte (Kopplung von Produktion und Dienstleistung) und die Integration von Kunden und Geschäftspartnern in Geschäfts- und Wertschöpfungsprozesse aus.“.

Die Bundesregierung definiert auf ihrer „Plattform Industrie 4.0“:Industrie 4.0 bezeichnet die intelligente Vernetzung von Maschinen und Abläufen in der Industrie mit Hilfe von Informations- und Kommunikationstechnologie.“

Insgesamt ist also die intelligente Vernetzung von Maschinen und Abläufen in der Industrie mittels Informations- und Kommunikationstechnologien gemeint.

Integration von Daten, Internet und Maschinen

Abläufe in Unternehmen und Fabriken erfolgen digital. Die vierte industrielle Revolution oder einfach Industrie 4.0 ist voll im Gange – und sie betrifft alle. Egal, ob Kleinunternehmer aus Leipzig, schwäbischer Hidden Champion oder Weltkonzern aus München: Sie alle integrieren Daten, Internet und Maschinen. Ziel ist es, Prozesse unternehmensübergreifend entlang der gesamten Wertschöpfungskette vollständig zu automatisieren.

In den Fabrikhallen vernetzt sich also alles miteinander. Das Werkzeug kommuniziert mit den Montagerobotern, intelligente Maschinen koordinieren Fertigungsprozesse. Wie wirkt sich das auf die Projektarbeit aus?

Die Industrie 4.0 braucht beides: agiles und klassisches Projektmanagement

Wesentlich für das Projektmanagement vor dem Hintergrund der Industrie 4.0 ist die Verbindung von klassischen und agilen Methoden. Doch die beiden schließen einander nicht aus; ein dogmatischer Streit um „richtig“ oder „falsch“ ist nicht angebracht. Vielmehr wird von Projektphase zu Projektphase oder von Fall zu Fall entschieden, ob eher agiles oder klassisches Projektmanagement oder auch eine Mischung aus beiden der richtige Weg zum Erfolg ist. Wir haben diesen wechselseitigen Ansatz im Beitrag zum Hybriden Projektmanagement für Sie zusammengefasst.

Projektmanagement 4.0 braucht sowohl die klassische, als auch die agile Projektmanagement-Methode.

Die Manager müssen heute fallweise entscheiden, ob sie sinnvoll agiles, klassisches oder hybrides Projektmanagement einsetzen. Denn Unternehmen sehen sich im Zuge von Digitalisierung und Globalisierung drei Herausforderungen ausgesetzt: steigendem Wettbewerb, Individualisierung und kürzeren Produktzyklen. Deutsche Unternehmen konkurrieren im Wettbewerb mit Anbietern aus der ganzen Welt. Die zunehmende Individualisierung betrifft alle Bereiche des Lebens und die technische Entwicklung verläuft exponentiell.

Projektmanagement 4.0 erfordert Flexibilität

Als Reaktion auf diesen Wandel muss sich das Projektmanagement weiterentwickeln. Nur so kann es adäquat auf neue Umstände reagieren. Je nach Vorhaben und Anforderung wechselt das Projektmanagement 4.0 zwischen zwei Arbeitsweisen: der, mit offenen Prozessen und einem gewissen Maß an Freiheit für die Mitarbeiter und der, bei der die Mitarbeiter eine klare Führung und entsprechende Handlungsanleitungen vorfinden. Es geht um absolute Flexibilität, um sich schnellstmöglich auf neue Bedingungen anzupassen.

Diese Flexibilität erfordert neue Rahmenbedingungen. Wie wir bereits beschrieben haben, ändert sich beispielsweise die Mitarbeiterführung. Führungsrollen werden neu interpretiert und entwickeln sich stetig weiter. Dazu gehören auch die Schaffung flexibler örtlicher und zeitlicher Arbeitsmodellen seitens des Unternehmens. Doch damit nicht genug: auch Werte und Kompetenzen verändern sich in der vernetzten Wirtschaftswelt.

Neu denken und Bestehendes hinterfragen

Strebte man früher nach Perfektion, so ist heute Schnelligkeit gefragt. Sah sich die Projektleitung als Lead des Teams an, so geht es nun darum, in Netzwerken zu denken. Disruption hat die Konservierung des Bestehenden ersetzt und Stabilität wird für die Bereitschaft zur Veränderung aufgegeben.

Auf diese Veränderungen kann das Projektmanagement nicht mit „entweder-oder“ in Bezug auf die klassische oder agile Methode antworten. Vielmehr geht es um ein „sowohl als auch“. Ein flexibles Projektmanagementsystem, das nicht nur seine Methodik frei auf die äußeren Umstände anpasst, sondern auch ein unternehmerisches Umfeld, das Bestehendes ständig hinterfragt, sind die idealen Voraussetzungen, um auch in Zukunft weiterhin zu bestehen.

Flexibler, schlanker und vernetzter: Projektmanagement 4.0 muss sich auf die Bedürfnisse einer digitalisierten Wirtschaft anpassen. Dabei kommt es nicht darauf an, sich für die klassische oder agile Methode zu entscheiden. Wichtiger ist es, Rahmenbedingungen, Werte und Kompetenzen zu schrittweise zu verändern oder anzupassen. Nur so verliert die Disziplin „Projektmanagement“ auch in der Zukunft nicht den Anspruch, Komplexität zu ordnen und unternehmerische Erfolge sicherzustellen.

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