Manche Konflikte sind unvermeidlich. Wie eine Prävention aussehen kann, haben wir im letzten Praxistippbeitrag beschrieben. Doch diese ist nicht immer erfolgreich – und der Konflikt eskaliert. Wie sieht eine konstruktive Konfliktlösung aus? 

Oberstes Ziel muss es sein, die volle Handlungsfähigkeit aufseiten aller Konfliktparteien wiederzuerlangen und eine Lösung anzustreben, mit der alle zufrieden sind, mindestens aber leben können. Ein Streit, der zwar nur zwei Mitarbeiter betrifft, aber langfristig die Arbeit aller negativ beeinflusst, kann niemand gebrauchen.

Konfliktanalyse durchführen

Wer einen Konflikt lösen will, der muss ihn verstehen. Dabei hilfreich ist eine Konfliktanalyse. Zunächst muss der Kern des Problems identifiziert werden und Sie müssen nach den Ursachen forschen. Worum geht es? Wer ist daran beteiligt? Nur wer alle Parameter kennt, die zur Eskalation führten, kann die richtigen Schlüsse ziehen. Setzen Sie sich dazu jeweils mit den Beteiligten an einen Tisch und suchen das Gespräch. Zunächst in Einzelgesprächen, später in Gruppengesprächen.

Streiten sich zwei, dann hilft zunächst einmal die Konfliktanalyse.

Persönlich oder fachlich? Den Konflikt einordnen

Anschließend erfolgt die Einordnung, denn auch ein Streit lässt sich klassifizieren: Verstehen sich zwei Parteien nicht, weil Sie unterschiedlicher Meinung sind und auf der persönlichen Ebene nicht miteinander auskommen? Oder geht es eher um die fachliche Vorgehensweise innerhalb des Projekts, die zum Streit führt? Wo findet der Austausch der Argumente statt? Auf persönlicher oder fachlicher Ebene?

Mit der Klärung dieser Fragen schaffen Sie eine gemeinsame Ausgangsbasis. Sollte Uneinigkeit über die Tragweite des Konflikts herrschen, dann sollten Sie so lange diskutieren, bis alle Beteiligten von den gleichen Voraussetzungen ausgehen und eine Konfliktlösung für möglich halten.

Legen Sie vorab eine Handlungsstrategie fest

Bevor Sie alle Streitparteien an einen Tisch holen und gemeinsam zum Gespräch bitten, müssen Sie für sich vorab festlegen, was Sie erreichen wollen. Wie hoch bewerten Sie die eigenen Interessen? Wie hoch die der Anderen? Und wie hoch die Interessen, die das Projekt als Ganzes betreffen?

Um für sich eine Handlungsstrategie festzulegen, ist die folgende Abbildung hilfreich. Sie verschafft Klarheit gegenüber den eigenen Bedürfnissen und denen der Anderen. Ziel sollte immer ein Konsens sein, der keine Verlierer zurücklässt.

Kooperative Konfliktlösung anstreben

Sind die Voraussetzungen für alle gleich, dann ist die Grundlage für eine kooperative Konfliktlösung geschaffen. Sie nimmt alle Beteiligten mit. Nur das führt zu einer nachhaltigen und zukunftsfähigen Lösung des Konflikts. Empathie und aktive Beteiligung sind Grundvoraussetzung, Schuldzuweisungen oder langwierige Erklärungen dagegen nicht angebracht. Sie behindern die konsequente Fokussierung auf eine Lösung.

Dabei können Sie das gesamte Projektteam miteinbeziehen – egal, ob Ihre Projektmitarbeiter dem Konflikt unabhängig gegenüberstehen, aktiv beteiligt sind oder nur als stille Teilhaber agieren. Denn eine ideale Lösung ist auch eine, die das ganze Team mitträgt und stützt. Der Weg zur Lösung darf allerdings den Arbeitsablauf nicht längerfristig stören.

Der Konsens ist also der ideale Weg, um einen Konflikt zu lösen. Doch nicht immer gelingt dies. Weitere Arten sind

  • die Flucht, bei der es keinen Verlierer gibt, der Konflikt aber nicht aus der Welt geschafft ist und deshalb wiederkehrt.
  • die Delegation, bei der sich ein Konflikt auf die nächsthöhere Distanz verschiebt. So kann z. B. ein Vorgesetzter durch Neutralität und Objektivität die Lage neu bewerten. Das jedoch unter den Voraussetzungen einer mangelnden Beteiligung der Konfliktparteien und damit keiner tragbaren Lösung.
  • der Kompromiss, bei dem in gewissen Bereichen eine Einigung erzielt wird, jedoch nicht in wesentlichen.

Warum Konflikte sinnvoll sind

Es gibt keinen idealen Weg, um einen Konflikt zu lösen. Das aufgezeigte Schema kann nur als Handreichung dienen, denn Konflikte sind so unterschiedlich, dass sie selten identisch auftreten. Doch sie sind unabdingbar.

Der Streit ist essentiell. Er sichert die Weiterentwicklung des Teams und des gesamten Projekts. Er stößt Veränderungsprozesse an, die die Vielfalt von Ansichten und Sachverhalten überhaupt erst sichtbar machen. Denn Umstände und Gegebenheiten des Projekts werden differenziert betrachtet. Das sorgt dafür, dass man verschiedene Aspekte berücksichtigt, die letztendlich zu besseren Lösungen führen.

Eine Konfliktanalyse durchführen, Handlungsstrategien zurechtlegen und dann eine kooperative Konfliktlösung anstreben, die alle mittragen können: Wer sich an wenige Rahmenbedingungen hält, kann Konflikte zielstrebig und effektiv lösen.

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